Besser spät als nie: Mit einer Verzögerung von einigen Monaten bin ich jetzt dazu gekommen, von einer meiner spannendsten Touren aus dem Sommer 2018 zu berichten. Mitte Juli habe ich mir ein Interrail-Ticket für 7 Reisetage in der 1. Klasse gekauft. Wer mit Interrail noch nicht vertraut ist: Mit einem Global Pass ist es möglich, in den meisten Ländern Europas mit fast allen Zügen sowie zusätzlich einigen Fähren und Busverbindungen zu fahren. Eine klassische Reise sieht etwa so aus: Man fährt zu einem bestimmten Ort, bleibt dort einige Tage und fährt dann völlig flexibel weiter. Dabei werden nur die Reisetage verbraucht, an denen man tatsächlich einen Zug genommen hat. Bei mir lief das Ganze jedoch ein wenig anders ab.

Ich habe mich zu der von mir selbst so genannten Lite-Variante entschlossen: Wenige Tage, wenig Aufenthalt, möglichst viele Städte sehen und mit vielen Zügen fahren. Ich habe meine Reise in zwei, eigentlich drei Blöcke unterteilt. Hier soll es zunächst um die ersten beiden Blöcke, insgesamt fünf Interrail-Reisetage gehen. Die übrigen zwei Reisetage habe ich dann später für eine spontane Städtetour nach London (Fahrt mit dem Eurostar) genutzt.

 

OpenBeatz-Festival und Reise nach Nürnberg

Am Freitag, den 20. Juli ging es los. Bevor ich allerdings ins Ausland gefahren bin, ging es zunächst nach Nürnberg (dafür habe ich eine zusätzliche Sommerticket-Fahrt verwendet) und von dort aus rüber zum OpenBeatz-Festival in Herzogenaurach (Bahnhof Puschendorf). Ein perfekter Start der Tour – nur leider, wie man es vom Feiern so kennt, war ich nach langem Warten am Bahnsteig erst um knapp 6 Uhr morgens wieder in meinem Hotel in Nürnberg. Die Übernachtung in Nürnberg war übrigens die einzige richtige Übernachtung auf meiner Tour. An den folgenden Tagen habe ich stets in Nachtzügen (Sitz-/Schlafwagen) geschlafen.

 

 

Fahrt über München & Zagreb nach Dubrovnik

Nun hat die eigentliche Reise begonnen. Am 21. Juli bin ich nach München und von dort aus weiter mit dem EuroCity mit Kurswagen in Richtung der kroatischen Hauptstadt Zagreb gefahren. Abends hatte ich noch wenige Stunden Zeit, um mir die Stadt anzusehen. Danach ging es direkt mit dem Nachtbus weiter nach Dubrovnik. Hierfür musste das Land Bosnien und Herzegowina wenige Kilometer über den sogenannten Neum-Korridor durchquert werden. Da es sich bei Dubrovnik um das Hauptziel des ersten Blocks meiner Tour handelte, hatte ich hier am 22. Juli Aufenthalt vom Morgen bis zum Nachmittag. Das war genügend Zeit, um schwimmen und essen zu gehen sowie sich den Hafen und die Altstadt ansehen zu können.

 

 

Nach Split und weiter via Villach bis Venedig

Für diesen Tag musste ich keinen Reisetag meines Interrail-Passes verwenden, da ich das Busticket ohnehin separat gekauft hatte. Am Nachmittag ging es mit der Fähre weiter nach Split. Auch das Ticket hierfür war zusätzlich zu erwerben. Von Split habe ich den Nachtzug zurück nach Zagreb genommen. Für diesen war Dank der 7-pm-Regel von Interrail nur der Ankunftstag in den Pass einzutragen. Obwohl ich eine Reservierung für den Liegewagen erworben hatte, war es bei der Zugbegleiterin noch problemlos möglich, für einen geringen Aufpreis von umgerechnet etwa 15 Euro ein Upgrade auf eine Schlafwagenkabine zu erwerben.

Was für einen Nachtzug verwunderlich ist: Die Ankunft in Zagreb am 23. Juli war fast pünktlich. Immerhin habe ich in der Hauptstadt meinen Anschluss, den EuroCity nach Villach (Österreich) locker bekommen. Bevor es Mittags von Villach weiter mit dem InterCityBus der ÖBB weiter ins italienische Venedig ging, habe ich der KärntenTherme einen Besuch abgestattet.

Zu Venedig: Es lohnt sich, die typischen Touristenwege (wo die Masse lang läuft) einige Zeit zu verlassen. Dadurch kann man die Stadt viel besser auf sich wirken lassen – und beim Rückweg hilft Google Maps ganz gut 😉 – In meinem Fall sah das so aus, dass ich nach mehreren Stunden der Besichtigung hinterher noch zum Zug rennen musste – natürlich hatte dieser dann auch Verspätung. Für den Nachtzug zurück nach München (ÖBB NightJet) und die Fahrt innerhalb Deutschlands bis zu mir nach Hause (da noch in NRW) am 24. Juli habe ich ebenfalls einen neuen Fahrschein gekauft, sodass ich auf meiner Tour bisher nur zwei Tage genutzt habe.

 

 

Zweite Tour: Kopenhagen, Malmö, Stockholm

Nach nicht ganz zwei Tagen Pause habe ich am Abend vom 26. Juli den zweiten Reiseblock angetreten. Hier sollte einiges mehr schief laufen, als es bei der Tour durch Südosteuropa der Fall war. Drei Stunden Verspätung schon auf dem Weg nach Hamburg? Check. Zum Glück hat der Anschluss, der Nacht-InterCity nach Kopenhagen (über die Festland-Route) mehr als eine halbe Stunde auf meinen Zug gewartet. In Kopenhagen gehörten Schwimmen und die Besichtigung des Hafens zum Programm. Dann ging es mit einem Regionalzug über die Grenze nach Malmö in Schweden. Im nachfolgenden SJ X2-Zug hatte ich immerhin die Möglichkeit, etwas Schlaf nachzuholen. Aufgrund von Baua15rbeiten musste ich von Stockholm-Södra bis zum Hbf. laufen. Dabei hat man jedoch einen guten Überblick über die Stadt bekommen.

 

 

Mit dem Arctic Circle Train nach Narvik (+400)

Gegen Abend habe ich mich auf den als „Arctic Circle Train“ bekannten Nachtzug nach Navik begeben. Die planmäßige Fahrzeit war etwa knapp 19 Stunden – immerhin musste eine enorme Strecke bis über den Polarkreis zurückgelegt werden. Ein Teil der Fahrt fand über Nacht statt, in welcher sogar der durch eine Mondfinsternis hervorgerufene Blutmond zu sehen war. Nach ein paar Stunden Schlaf im Sitzwagen des Zuges habe ich auf mein Handy geschaut.

Wir haben an einer Station wohl mehrere Stunden verbracht und sind mit mehr als fünf Stunden Verspätung unterwegs! Der Grund hierfür war offenbar eine Umleitung durch eine Streckensperrung. Pech für mich: Geplant war, im norwegischen Narvik, meinem Zielort der zweiten Tour, nur wenige Stunden zu verweilen und den Gegenzug Richtung Gävle zu nehmen, um am übernächsten Tag noch Oslo sehen zu können. Spontan habe ich mich dazu entschieden, von Narvik nach Oslo zu fliegen und noch schnell einen Flug für den nächsten Tag gebucht. Die tatsächliche Ankunft in Narvik war ca. sechs bis sieben Stunden später und somit erst Abends. Und jetzt kommt eines der verrücktesten und vor allem ungeplanten Erlebnisse meiner Reise: Auf eine teure Übernachtung in Narvik habe ich verzichtet, da die Sonne zu diesem Zeitpunkt im Jahr ohnehin nur sehr kurz untergeht und es die Nacht über hell bleibt.

Stattdessen habe ich eine Nachtwanderung genommen, sodass ich gegen 2 Uhr nachts auf einem mehr als 1000 Meter hohem Berg stand. Um diese Zeit war natürlich ansonsten keiner unterwegs – und als Belohnung gab es einen atemberaubenden Ausblick. Als ich morgens wieder im Tal ankam, war ich dann aber auch seeeeeehr müde 😉 Schlussendlich war der Aufenthalt in Narvik aber eine gute Entscheidung: Der Gegenzug nach Stockholm soll mit einer durch Waldbrände hervorgerufenen Verspätung von mehr als zehn Stunden verendet sein.

 

 

Flug nach Oslo & Abstecher nach Bergen

Jetzt folgt die letzte Etappe meiner Interrail-Tour des Sommers 2018. Als ich nach dem Flug über Trondheim in Torp angekommen bin, musste ich erstmal feststellen, dass durch Bauarbeiten auf der Strecke nach Oslo teilweise Schienenersatzverkehr bestand. Somit war ich erst zur Dämmerung gegen 21 Uhr in der Stadt. Dies hat immerhin noch gereicht, um dort kurz schwimmen zu gehen und ein wenig umher zu laufen. Kurz vor Mitternacht habe ich dann einen NSB-Nachtzug (im Grunde ein einfacher Regionalzug mit angehängten Schlafwagen) nach Bergen genommen. Im regenreichsten Ort des Landes war es, wie sollte es auch anders sein, regnerisch. Nach nur zwei Stunden Aufenthalt bin ich wieder nach Torp gefahren und hätte dort fast noch meinen Flug nach Hamburg verpasst. Zurück in DE – das war’s mit der Tour 🙂

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