Die Deutsche Bahn ist unpünktlich, überteuert und völlig veraltet. So lauten zumindest viele Vorurteile über den ehemaligen Staatskonzern – obwohl die Reise nicht selten mit privaten Eisenbahnen zurückgelegt wird. Ich halte, sofern man nicht über Stunden hinweg im Gang sitzen muss, den Zug für ein komfortables Verkehrsmittel. Im Gegensatz zum Fernbus sind die Größe des deutschen Streckennetzes sowie Pünktlichkeit klar im Vorteil. Außerdem gelangt man in den meisten Fällen entspannt und in den Nachtzügen ausländischer Betreiber sogar ausgeschlafen an sein Ziel – ohne sich auf das Fahren mit dem Auto konzentrieren zu müssen.

 

Die Grundsätze des Tarifsystems

Mit einigen Tricks lassen sich Bahntickets für innerdeutsche Fahrten besonders günstig erwerben. Zunächst ist es wichtig, die Grundsätze des Tarifsystems zu verstehen. Obwohl euer Wohnort möglicherweise von einer privaten Eisenbahn (NE: Nichtbundeseigene Eisenbahn) angefahren wird, lässt sich mit wenigen Ausnahmen ein durchgehendes Ticket zu jedem beliebigen Ort in Deutschland erwerben. Dies wird durch den sogenannten „Tarifverband der Bundeseigenen und Nichtbundeseigenen Eisenbahnen“ (TBNE) ermöglicht.

Hierzulande unterscheidet man zwischen drei Produktklassen im Zugverkehr. Die beiden Klassen A (ICE-Züge) und B (IC/EC- und Nachtzüge) bilden dabei den Fernverkehr, der hauptsächlich von der DB Fernverkehr AG betrieben wird. Der gesamte öffentliche Nahverkehr (IRE, RE, RB, S-Bahn) wird als Produktklasse C bezeichnet. Straßen- und U-Bahnen sowie Busse sind natürlich keine Eisenbahnen, sodass diese zwar in regionalen Verbundtarifen, aber (Ausnahmen vorbehalten) nicht im hier stärker behandelten DB-Tarif (TBNE) enthalten sind.

 

Sparpreise und Aktionsangebote

Die einfachste Möglichkeit, bei seiner Reise Geld zu sparen, ist die Nutzung von normalen Sparpreisen und Aktionsangeboten. Während der Flexpreis, den man bis kurz vor der Reise oder sogar noch in Zügen des Fernverkehrs (zzgl. 12,50€ Bordpreis) kaufen kann, ohne BahnCard vergleichsweise teuer ausfällt, reist man günstiger, sofern man sich im Vorfeld der Reise auf bestimmte Züge festlegt (Zugbindung). Mit dem Super Sparpreis kann man bereits ab 19,90 Euro durch Deutschland reisen und dabei, sofern dieser für die gewünschte Strecke und das gewünschte Reisedatum verfügbar ist, von und bis zu jedem Bahnhof in Deutschland fahren. Um verfügbare Kontingente zu finden, lässt sich der Sparpreis-Finder der DB nutzen.

Darüber hinaus empfiehlt es sich, eventuell verfügbare Aktionsangebote zu nutzen. So gibt es in den Sommermonaten für U26-jährige das Sommer-Ticket, mit dem vier flexible Fahrten zu einem Festpreis von 96 Euro (U27) bzw. 76 Euro (U18) unternommen werden können. In bestimmten Zeitraum bietet die DB auch Tickets in Kooperation mit Partnern wie LIDL an. Hier sind die genauen Konditionen zu beachten: Insbesondere, ob die buchbaren Verbindungen kontingentiert oder flexibel wählbar sind, spielt dabei eine große Rolle.

 

Wann sich eine BahnCard lohnt

Eine andere bekannte Option, um beim Fahrscheinkauf nicht den vollen Preis bezahlen zu müssen, ist eine BahnCard. Diese gibt es in unterschiedlichen Ausführungen: Mit einer BahnCard 25 spart man 25% auf Flex- und Sparpreise – mit einer BahnCard 50 sind es 25% bei Spar- und 50% bei Flexpreisen (Achtung: Bei einigen Sparpreis Europa-Angeboten gibt es mit der BC25 25% Rabatt, mit der BC50 hingegen gar nicht!). Eine BahnCard 50 lohnt sich somit nur, wenn viele spontane Fahrten unternommen werden. Welche BahnCard für einen geeignet ist, hängt von den gefahrenen Strecken, dem Alter und der gewünschten Reiseklasse ab. Die DB bietet selbst einen BahnCard-Vergleichsrechner hierfür an. Für junge Reisende gibt es bis zum 19. Geburtstag eine Jugend-BahnCard, welche einmalig 10 Euro kostet und bis einschließlich des 19. Lebensjahres oder maximal fünf Jahre lang gültig ist und einer BC25 der 1. Klasse entspricht. Übrigens: Jedes Jahr gibt es die BahnCard in manchen Reisezentren (zuletzt: Jena, Saalfeld, Lichtenfels und Naumburg) zum halben Preis. Für Vielfahrer eignet sich womöglich die 4.270 Euro (2. Klasse) bzw. 7.225 Euro (1. Klasse) teure BahnCard 100 (Flatrate-Fahrkarte der DB, von zuletzt genannter Aktion natürlich ausgeschlossen).

 

Rabatte und Mitfahrer-Gutscheine

Mit sogenannten eCoupons kann der Reisende Tickets sehr günstig bekommen. Bis einschließlich September 2018 kooperiert die DB mit Nutella, sodass sich in jedem Aktionsglas ein 10€-Gutschein finden lässt. Dieser ist einlösbar, sobald eine Fahrkarte für mindestens 29€ (ohne Reservierung) gekauft wird. Der Clou: Bei zwei oder mehr Personen können zwei eCoupons eingelöst werden, sodass man Tickets bereits ab 9 Euro erhält. Dies funktioniert auch mit Nahverkehrs-Fahrscheinen wie dem Quer-durchs-Land- oder Schönes-Wochenende-Ticket. Das Berlin-Brandenburg-Tagesticket für fünf Personen ist somit ebenso ab 9 Euro erhältlich. Auch der (Super) Sparpreis Europa lässt sich in der Praxis rabattieren.

Zudem profitieren BahnCard-Inhaber in zufälligen Abständen von kostenlosen Mitfahrer-Gutscheinen: Hierbei handelt es sich um Buchungscodes, die in der Vorteilswelt auftauchen und die kostenlose Mitnahme (Freitags ausgenommen) einer Person erlauben, sofern anschließend ein Ticket zum Flexpreis gebucht wird. In Kombination mit den besagten eCoupons ist diese Option in vielen Fällen sogar preiswerter als die günstigsten Sparpreise und zusätzlich vollflexibel. Beispiel: Eine ICE-Verbindung von Köln nach Bielefeld kostet montags als Flexpreis 116 Euro für zwei Personen in der 2. Klasse. Mit einer BahnCard 50 zahlt eine Person lediglich 29 Euro. Zusammen mit einem Mitfahrer-Gutschein lassen sich für zwei Personen auch zwei eCoupons einlösen, sodass man bei einem Preis von 9 Euro landet. Dies entspricht einer Ersparnis von mehr als 92 Prozent. Der günstigste Sparpreis mit Zugbindung liegt bei 29,80 Euro (abzgl. Gutscheine 9,80 Euro) für beide Personen, wobei die zweite Person allerdings ebenfalls eine BahnCard 25 oder 50 benötigt.

 

Kreative Ticketbuchung und weitere Tricks

Dieser Abschnitt wird sich an erfahrene Bahnreisende richten. Da dieses Kapitel etwas komplizierter ist, arbeite ich derzeit noch an einer Beschreibung von kreativen Tickets.

 

Nach der Reise: Fahrgastrechte wahrnehmen

Auch nachdem man die Zugfahrt bereits beendet hat, kann man noch Geld zurückfordern: Sobald der Fahrgast verspätet am Zielort angekommen ist, weil sich ein Zug verspätet hat oder gar komplett ausgefallen ist, greift die auf EU-Ebene beschlossene Fahrgastrechte-Verordnung. Wie hoch die dazugehörige Entschädigung ausfällt, hängt von der erlittenen Verspätung sowie dem genutzten Ticket ab. Bei „normalen“ Fahrscheinen hat der Fahrgast ab einer Ankunftsverspätung von mindestens 60 Minuten einen Anspruch auf 25 Prozent des gezahlten Beförderungsentgelts. Ab einer Ankunftsverspätung von 120 Minuten oder mehr besteht ein Anspruch auf die Rückerstattung von 50 Prozent des Ticketpreises.

Zeitkarten werden pauschal entschädigt. Bei einer Verspätung von mindestens 60 Minuten werden bei Nahverkehrs-Zeitkarten (z.B. Verbunds-Wochenkarte, Quer-durchs-Land-Ticket) 1,50 Euro (2. Klasse) bzw. 2,25 Euro (1. Klasse) überwiesen. Bei Fernverkehrs-Zeitkarten beträgt die Entschädigung 5 Euro (2. Klasse) bzw. 7,50 Euro (1. Klasse). Die Inhaber einer BahnCard 100 erhalten im Vergleich zu den sonstigen Fernverkehrs-Zeitkarten den doppelten Betrag.

Die gesetzlichen Fahrgastrechte finden bei allen Fahrscheinen im Eisenbahnverkehr (ab S-Bahn) Anwendung. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um ein normalerweise nicht erstattbares Aktionsangebot handelt oder ob ein Zug aufgrund von höherer Gewalt ausgefallen ist. Lediglich bei Bussen, Straßenbahnen und ähnlichen Verkehrsmitteln greifen die Regelungen nicht. Innerhalb Deutschlands muss zur Beantragung einer Entschädigung das Fahrgastrechte-Formular (FGF) per Post an das Servicecenter Fahrgastrechte (SC-FGR) gesendet werden. Sollte ein Eisenbahnverkehrsunternehmen die rechtmäßige Entschädigung verweigern, so lässt sich die Forderung über das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) durchsetzen.

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